Fünf Wochen begleiteten wir die Familie schon, da rief mich die Hospizbegleiterin an und sagte:„Kannst du kommen? Ich kann leider nicht länger bleiben.“ Na klar – konnte ich. Alle Termine abgesagt und zu der jungen Frau gefahren. Sie saß auf dem Sofa, müde, erschöpft mit geschlossenen Augen, an die Schulter ihrer Schwester gelehnt. Ich nahm ihre Hand, sie sah mich zaghaft lächelnd an. „Hast du Schmerzen?“ fragte ich leise. „Ja, ein bisschen“, sagte sie und zeigte auf ihren Bauch. Ich rief die Palliativärztin an, und diese war kurze Zeit später da und gab ihr Morphin und ließ noch einige Ampullen für den Notfall da.

Noch wollte sich die Frau nicht hinlegen. Sie lehnte weiter an ihrer Schwester, und ich hielt ihre Hand. Auf einmal öffnete sie ihre Augen, sah mich müde an und sagte: „Ich glaube, jetzt sterbe ich…“

Keiner sagte ein Wort. Ich streichelte sie und dann legte ihre Schwester sie vorsichtig auf das Sofa. Nun ließ sie es zu.

Zwei Stunden später war sie für immer eingeschlafen.

Der Sohn kam aus der Kita. Mit seinem Vater ging er in das Zimmer, in dem seine Mutter lag. Zuvor hatte er aus seinem Zimmer noch sein Kummersäckchen geholt, das er jetzt zum Abschied in die Hände seiner Mutter legte.

„Ich glaube, jetzt sterbe ich…“ diese Worte werde ich nie vergessen.

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